Bestandsmanagement
Unter Bestandsmanagement versteht man eine Querschnittsfunktion über die gesamte Wertschöpfungskette, an die verschiedene Funktionen ganz unterschiedliche Anforderungen stellen. Innerhalb des Bestandsmanagements werden verschiedene konkurrierende Zielgrößen gemeinsam optimiert. Es gilt die optimalen Zustände für ein niedriges Bestandsniveau mit den verbundenen geringen Bestandskosten sowie der geringen Kapitalbindung, bei gleichzeitig hoher Liefertreue und Kundenzufriedenheit zu bestimmen.
Bestandsmanagement als Prozess
Allgemein üblich unterteilt sich das Bestandsmanagement in drei eng miteinander verknüpfte Teilbereiche. Man betrachtet die Bedarfsplanung, Beschaffungsplanung und die (Lager)Bestandsplanung.
Bedarfsplanung
Zunächst wird in der Bedarfsplanung der jeweils zukünftige Bedarf ermittelt. Dies geschieht entweder nach einem vorliegenden Produktionsprogramm oder durch die Fortschreibung von Vergangenheitsdaten des Bedarfs als Prognose für die Zukunft. Dabei werden sowohl der Termin für den einzelnen Bedarf geplant als auch die davon ausgehenden Bedarfsmengen berechnet.
Beschaffungsplanung
Bestellzeitpunkt und Bestellmengen als optimierte Bestelllosgrößen. Im Losgrößenverfahren wird die Bedarfsmenge einer Losgröße gemeinsam mit den resultierenden Losgrößenkosten und Lagerhaltungskosten optimiert.
Bestandsplanung
Die Bestandsplanung legt die verschiedenen und notwendigen und optimalen Bestände fest.
Lagerbestand
Der Lagerbestand bezeichnet den gesamten Bestand der Artikel im jeweiligen Lager.
Höchstbestand
Der Höchstbestand grenzt den Lagerbestand einzelner Artikel ein. Grenzwerte werden hier durch die Lagerplatzbelegung und damit verbundene Kosten bestimmt.
Sicherheitsbestand
Der Sicherheitsbestand wird als zusätzlicher Puffer zum eigentlichen geplanten Bestand vorgehalten, um unvorhergesehene Schwankungen abfangen zu können.
Meldebestand
Ist der Meldebestand erreicht, wird das Nachordern zum Auffüllen des Lagerbestandes angestoßen, so dass der Entnahmebedarf immer sicher aus dem Lager gewährleistet werden kann.
Bestandsoptimierung
Dem Bestandsmanagement wird als logistische Querschnittsfunktion in Unternehmen eine größere Bedeutung beigemessen. Lagerbestände binden mit dem dort gelagerten Waren Teile ihrer Liquidität. Mit dem sogenannten Lagerzinssatz wird angegeben, welcher Prozentsatz auf das im durchschnittlichen Lagerbestand gebundene Kapital während der durchschnittlichen Lagerdauer angerechnet werden sollte und damit kostet. Lagerbestände werden in der Bilanz in den Vorräten des Umlaufvermögens zugeordnet und durch optimierte Bestände, die zu einer Verringerung der Position „Vorräte“ führen, reduziert sich das eingesetzte Kapital und damit auch die Kapitalbindung. Insgesamt führt dies bei sonst gleichen Bedingungen zu einer gesteigerten Eigenkapitalrendite.
Im Zielsystem der Bestandsoptimierung kommt als dritte Größe, neben der Reduzierung der Kapitalbindungskosten und der Kapitalbindung, der Lieferservice hinzu. Unter Lieferservice versteht man die Verbesserung der Lieferfähigkeit und -bereitschaft, der Mengen sowie Termintreue.
Herausforderungen des Bestandsmanagements
Bei der Umsetzung des Ziels der Bestandsminimierung bei gleichzeitigem hohem Lieferservice sehen sich Unternehmen in der Regel einigen Herausforderungen gegenüber.
Fehlende Nachvollziehbarkeit der Bestände
Unzureichend ineinandergreifende Prozesse in der Logistikkette
Unzureichende Informationen über Bedarfe
Schaffung der Transparenz über die Bestände, Abstimmung von Prozessen sowie Dokumentation des Bedarfs sind deshalb wichtige laufende und begleitende Abläufe im Bestandsmanagement.