Die Weichen gestellt

Schnittstellen – Im Hamburger Hafen soll die geplante Slotbuchung Ende des Jahres die Abwicklung beschleunigen. Ab Jahresmitte wird die Voranmeldung für Lkw obligatorisch. Um diese schon jetzt zu nutzen, hat das Transportunternehmen Schlichtmann sein Software-System erneuert.

Quelle: Transport, Ausgabe 10

Zu Stoßzeiten gleicht der Hamburger Hafen einem Nadelöhr. Immer größere Schiffseinheiten und steigende Containermengen erhöhen die Anzahl der An- und Auslieferungen. Das verzögert die Abfertigung, verlängert die Wartezeiten an den Terminals und sorgt regelmäßig für Rückstau. Um die Abwicklung zu optimieren und das Lkw-Aufkommen gleichmäßiger zu verteilen, plant der Hamburger Hafen die Einführung eines Slotbuchungsverfahrens. Im ersten Schritt wird eine Voranmeldepflicht für Lkw erforderlich.

Ab Mitte 2016 können dann nur noch Lkw Terminals passieren, die ihre Transportdaten vorab übertragen haben. Rund drei Monate später plant der Hamburger Hafen die obligatorische Buchung von Zeitfenstern – aller Vorraussicht nach im dritten oder viertel Quartal 2016.

Aktuell nutzen bereits erste Transportunternehmen die Avis-Übermittlung im Voraus. Über die Schnittstelle TR02 erfolgt dabei die Kommunikation mit den Kaiumschlagsbetrieben. Grundvoraussetzung: Das Transportunternehmen muss über eine IT-Infrastruktur verfügen, die die Kommunikation der Transportdaten mit dem Hafen unterstützt. Die Schlichtmann Transport GmbH aus Wenzendorf hat die Weichen für die geplante Slotsteuerung bereits gestellt und dafür ihr bestehendes Transportsystem erweitert. Neben den entsprechenden Schnittstellen wurde auch die Lösung Portmaster in ihre Software „WinSped“ integriert, um die Seehafenabwicklung effizienter und aus einem System heraus zu steuern. Auch die Anpassung der TR02-Schnittstelle zur eingesetzten Telematik von Vehco war Teil des Projekts.

Arbeiten in nur einem System

Gemeinsam mit der Stoll Informationsyssteme führte die LIS Logistische Informationssysteme AG das System ein, das beispielsweise die Hafen-Auftragserfassung unterstützt, über eine BHT- und Dakosy-Anbindung verfügt und UN-Stammdaten oder Schiffsauskünfte liefert. „Durch die Integration in unsere Transportmanagement-Software arbeiten wir in nur einem System. Sämtliche Informationsmeldungen haben wir danach immer sofort auf dem Bildschirm“, erklärt Geschäftsführer Carsten Schlichtmann. „Alternativ müssten wir für die Voranmeldung und die generelle Hafenkommunikation mehrere Anwendungen parallel laufen lassen und dazwischen wechseln. Das ist nicht effizient und sorft zwangsläufig für Verzögerungen.“

Für jeden Transport ein Statusrequest

Bei Schlichtmann läuft die Voranmeldung mit dem Hafen nun über die TR02-Schnittstelle. Dabei geht die Kommunikation über das reine Senden einer Transportankündigung an das jeweilige Terminal hinaus. Für jeden Transport wird direkt aus WinSped zunächst ein Statusrequest geschickt. Dieser beinhaltet die Containerdaten und Informationen zur Ladung. „Vom Terminal erhalten wir dann eine Statusinformation, die unsere Daten bewertet“, erklärt Holger Caro, Containerdisponent bei Schlichtmann. „Sind unsere Daten o. k., wird das Transportbooking gesendet. Erst wenn das erfolgreich ist, schickt das Terminal die Tourenplanreferenz, mit der unser Fahrer sich dann beim Hafen anmeldet.“
Großer Vorteil für Schlichtmann: Die Fahrer stellen sich nicht mehr in der langen Schlange zur manuellen Abfertigung an. Auch das Fahrerhaus müssen sie nicht mehr verlassen, um die entsprechenden Dokumente auszufüllen. Mit der Tourenplanferenz wird der Fahrer bevorzugt abgefertigt und fährt direkt über die Hafenspur bis zum Check-Gate. „Durch die Voranmeldung sparen wir bei jeder Abwicklung enorm Zeit“, verdeutlicht Schlichtmann. Einzig beim Transport von Gefahrgütern erfolgt eine manuelle Vorprüfung am Terminal.

Alle Avis-Bestätigungen sehen die Mitarbeiter in der Disposition bei Schlichtmann ein. Im System können die Disponanten auch nachvollziehen, welcher Fahrer bereits eine Tourenplanreferenz erhalten hat und welcher Lkw beispielsweise noch nicht. „Durch die Prüfung der Ladungsinformationen und Containerdaten bekommen wir eine verlässliche Rückmeldung über die Durchführung eines Transports“, beschreibt Caro. „Wir wissen sofort, ob wir einen angeforderten Container schon abholen können und ob wir noch weitere Zolldokumente benötigen.“

Mit den Fahrern kommuniziert die Disposition von Schlichtmann über die Vehco-Telematik oder per SMS und informiert sie über mögliche Planänderungen. Unnötige Leerfahren und Wartezeiten werden dadurch vermieden. „Durch das Zusammenspiel zwischen unserem Software-System und der Telematik wird eine termingerechte Abwicklung erst möglich“, erklärt Geschäftsführer Schlichtmann. „Gerade in und um Hamburg kommt es immer wieder zu erheblichen Rückstaus. Da müssen wir schnell reagieren können.“ Verschiebt sich beispielsweise eine Containerabholung, weiß der Fahrer umgehend Bescheid. Steht ein Fahrer dagegen im Stau, ordert die Disposition gegebenenfalls einen Ersatz.

Mehrere Tausend

Go Live des neuen Systems war im August 2015. Mehrere Tausend Container hat Schlichtmann seitdem bereits abgefertigt. Für die verpflichtende Voranmeldung Mitte 2016 ist das Unternehmen damit bereits gewappnet. An den grundlegenden Abläufen soll sich bei der späteren Einführung der Slotbuchung nichts ändern. Konkrete Informationen gibt is bisher allerdings nicht. „Eventuell müssen wir dann noch einmal kleinere Anpassungen vornehmen“, so Schlichtmann. „Das geht dann aber ganz fix. Für den Fall der Fälle sind wir gut gerüstet.“

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